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Karate – Dô - der Weg der leeren Hand
Ganz im Sinne der asiatischen Weisheit „der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt“ begibt man sich mit der Aufnahme des Karatetrainings auf einen Weg. Karate – Dô (Kara: leer, Te: Hand, Dô: Weg) bedeutet: der Weg der leeren Hand.
Die sogenannten Wegdisziplinen (Dô) haben in Asien eine ganz besondere Bedeutung. Es gibt sie in vielerlei Hinsicht: Karate – Dô, Judô, Aikidô, Kendô (der Weg des Schwertes), Budô (der Weg der Kampfkünste) ...; dies sind Kampfkünste. Es gibt sie aber auch in vielerlei anderen Ausprägungen: Chadô (der Teeweg, im Westen durch die Teezeremonie bekannt), Gedô (der Weg der Künste), Sadô (der Weg des Sitzens, eng mit der besonderen Bedeutung des Sitzens im Zen verknüpft), Shôdô (der Weg der Schrift, die Kunst der Kalligraphie). Und sehr viele andere.
Der Begriff Dô wird bei uns meist mit Weg übersetzt. Weg muss aber im weitesten Sinne interpretiert werden um dem, was Dô meint, nahe zu kommen. Durchaus auch als Lehre, Richtung, Philosophie.
Diese Philosophie ist sehr alt und auch in China tief verwurzelt. Sie wird in China Dao genannt.
Es gibt einige Charakteristiken, die den Wegdisziplinen nach asiatischem Verständnis gemeinsam sind. So steht im Zentrum von Dô eine übung zur Erlangung oder Fortentwicklung einer Fähigkeit oder Fertigkeit. Das Streben im Dô hat allerdings mit dem von Konkurrenzdenken unterlegten Streben im Westen nichts gemein. Dô bedeutet nicht besser werden zu wollen als ein anderer sondern das Entwickeln und Erweitern des eigenen Potenzials. Das Ziel ist die Entwicklung des eigenen Bewusstseins und der eigenen Persönlichkeit. Deswegen gibt es nach dem traditionellen Wegverständnis keinen Wettkampf. Die Durchführung von Wettkämpfen ist auch heute noch sehr umstritten. Es gibt durchaus Wegdisziplinen die dies ablehnen.
Es ist mit dem traditionellen Wegverständnis unvereinbar, dass man im Rahmen eines Wettkampfes versucht, den/die „Beste(n)“ zu ermitteln. Ziel des Weges ist die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Die Technik (Waza) ist hierzu nur Mittel zum Zweck. Im Wettkampf reduziert sich die Wertung ausschließlich auf die Technik (Waza). Das eigentliche Ziel des Weges lässt sich im Wettkampf nicht messen und erkennen. Des Weiteren fördert das Streben nach dem Sieg die Eitelkeit des übenden. Und dies wirkt der Entwicklung der Persönlichkeit entgegen und verstellt den Blick für das eigentliche Ziel.
Ein weiteres Charakteristikum der Wegdisziplinen ist das Lehrer (Sensei) – Schüler (Deshi) - Verhältnis. Der Sensei leitet die übungen der Deshi an und kontrolliert sie. Fast immer haben diese übungen zu Beginn eher technischen Charakter, etwa die übung von körperlichen Fertigkeiten, Techniken (Waza). Mit dem Fortschritt auf dem Weg beginnen dann die Entwicklung des Geistes (Shin) und der Kraft, der inneren Energie (Ki) an Bedeutung zu gewinnen.